Tipps und Tricks für Autofahrer

Enorme Kostenunterschiede an Ladestationen für Elektroautos

Elektromobilität ist die Zukunft, so heißt es. Und Strom, so er denn aus CO2-freien Quellen kommt, sei der nachhaltigste Energieträger. Umweltbewusste Fahrer steigen deshalb zunehmend auf E-Autos um. Und erleben an den Ladesäulen das reinste Chaos.

Dieser Artikel möchte aufklären über Preise, Anbieter und Infrastruktur von Ladestationen in Deutschland.

 

Preisfaktoren für Ladestrom 

Vier Faktoren beeinflussen die Preise für Ladestrom:

  1. die allgemeine Entwicklung des Strompreises
  2. die Preise des Anbieters
  3.  Ihr Tarif, sofern Sie einen gebucht haben
  4. ob Sie eine Schnellladestation nutzen (DC- oder HPC-Ladesäulen) oder eine langsamere AC-Ladesäule

Während Sie die allgemeine Preisentwicklung nicht beeinflussen können, haben Sie bei den Tarifen und Anbietern die Qual der Wahl. Schauen wir uns die Faktoren einzeln an.

Anbieterpreise

Es gibt eine Vielzahl von E-Mobility-Providern (EMPs). Dazu kommen Ladepunkte auf Kundenparkplätzen, zum Beispiel vor Supermärkten. Alle Provider haben ihre eigenen Strompreise und die sind dann häufig noch variabel bzw. hängen davon ab, ob und welchen Tarif Sie zusätzlich gebucht haben. 

Hersteller von Elektrofahrzeugen bieten für ihre Kunden oft günstigere Tarife als andere Anbieter von Ladestrom. Neben den hauseigenen Angeboten der Automobilhersteller existiert Ionity, ein Joint Venture von BMW, Daimler, Ford, Volkswagen, Audi, Porsche und Hyundai.

Ionity bietet zwar ein dichtes Netz an Schnellladestationen an, aber keine eigene Ladekarte. Abgerechnet wird über den Dienst des jeweiligen Anbieters, sodass Ionity mit den Haustarifen der Autohersteller zum Teil günstiger ist als beispielsweise mit einem Roaming-Anbieter. 

Denn auch im Bereich der Ladestationen existieren Roaming-Anbieter, bei denen Sie fast überall in Europa Ihren Stromer aufladen können. Roaming ermöglicht Fahrern von Elektrofahrzeugen, Ladestationen verschiedener Betreiber zu nutzen, ohne dabei mehrere Tarifverträge abschließen zu müssen. Diese Unternehmen berechnen verhältnismäßig hohe Strompreise von bis zu 1,09 Euro pro KWh (Stand Januar 2022) plus zusätzlicher Roaming-Gebühren, allerdings wird durch sie das Netz an Ladestationen für Elektroautos erheblich verdichtet. 

Tarife

Jeder EMP offeriert mehrere verschiedene Tarife. Bei einigen kostet eine Ladekarte aktuell ca. 9,90 Euro, andere nehmen stattdessen eine Monatsgebühr. Diese kann zwischen 4,95 und 17,49 Euro liegen.

Mit den Grundgebühren variieren auch die Preise für die KWh Strom. Vielfahrer greifen gerne zu Tarifen, die eine etwas höhere Grundgebühr mit niedrigen Strompreisen an der Ladesäule kombinieren. Wenigfahrer zahlen im Zweifel lieber etwas mehr für den Strom und sparen sich die Monatsgebühren.

AC-, DC- oder HPC-Ladesäulen

AC/DC sind die englischen Abkürzungen für Wechselstrom/Gleichstrom. Manchen ist dieses Kürzel eher als australische Rockband bekannt – und auch die Suche nach dem richtigen Ladetarif kann ein "Highway to Hell" sein.

Bei den meisten Anbietern kostet der Strom an der DC-Ladesäule 10 bis 20 Cent mehr pro KWh als an der langsamen AC-Säule. AC lädt übrigens vor allem deshalb langsamer, weil Ihre Autobatterie nur Gleichstrom speichern kann. Beim Laden muss der Wechselstrom in Gleichstrom umgewandelt werden und das kostet Zeit.

Gegenüber DC legt das HPC (High-Power Charging)-Netz noch eine Schippe drauf. HPC-Säulen stehen häufig an Autobahnraststätten, bieten hohe 50 KWh Ladeleistung – eine Leistung, die sich allerdings auch im Preis niederschlägt.

Preise nicht an Ladesäule ersichtlich 

Ein großes Manko ist, dass Sie erst auf Ihrer Abrechnung sehen, wieviel Geld Sie der Ladevorgang an einer öffentlichen Ladestation gekostet hat. Der Grund: Wie Sie sich nach den obigen Informationen denken können, werden an ein- und derselben Ladesäule sehr unterschiedliche Preise abgerufen, je nachdem, welchen EMP und welchen Tarif Sie haben.

Eine Möglichkeit, im Voraus die Kosten abzuschätzen, sind die Apps, die alle Ladestrom-Anbieter zur Verfügung stellen. Diese zeigen an, wie teuer Sie das Laden zu stehen kommt.

Wer ist der günstigste Anbieter?

Pauschal lässt sich dies nicht beantworten. Es hängt stark von Ihren Fahrgewohnheiten ab. Wenn Sie nur gelegentlich mit Ihrem E-Auto unterwegs sind, ist es normalerweise am günstigsten, zuhause aufzuladen und im Notfall ad-hoc oder mit einem Tarif ohne Grundgebühr an einer Ladesäule Strom zu tanken.

Für Vielfahrer lohnen sich Tarife mit höherer Grundgebühr und besonders günstigen Strompreisen.

Wir geben an dieser Stelle absichtlich keine konkrete Empfehlung, weil sich die Angebots- und Tariflandschaft permanent ändert. Eine aktuelle Untersuchung (Stand Januar 2022) finden Sie hier

Ab 2023 Kartenlesegerät an öffentlichen Ladesäulen

In Bezug auf den Tarifdschungel erscheint ein Silberstreifen am Horizont. Ab Juli 2023 müssen öffentliche Ladesäulen verbindlich ein Kreditkartenterminal haben. Das Laden und Bezahlen soll damit einfacher werden, vor allem auch grenzüberschreitend und für Fahrer, die kein Smartphone benutzen möchten.

Es bleibt zu hoffen, dass damit auch die Preisgestaltung der EMPs transparenter wird und sich das Tarifdickicht somit in Zukunft lichtet. 

 

Artikel vom 31.01.2022 aus der Kategorie: Tipps und Tricks für Autofahrer Quelle: mein-autolexikon.de